„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan – Durch die Neuauflagen wieder ins Gedächtnis gerückt

Der Fischer Verlag hat  „Letztendlich sind wir dem Universum egal“  zum zehnjährigen Geburtstag ein neues Gewand verpasst und es mir somit wieder in Erinnerung gerufen. Ich habe das Buch damals auf englisch gelesen und konnte mich sogar noch an einige Ausschnitte erinnern. Freundlicherweise hat der Verlag mir sowohl die neue Graphic Novel als auch das Taschenbuch zugeschickt, sodass ich die Geschichte 10 Jahre später nochmal erleben konnte.  

Klappentext: 

Die Geschichte einer ungewöhnlichen ersten großen Liebe – und ein phantastischer Roman, wie er realistischer nicht sein könnte. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 in der Kategorie Jugendjury – jetzt in neuer Ausstattung, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des »SPIEGEL«- und »New York Times«-Bestsellers

»Jeden Tag bin ich jemand anders. Ich bin ich – so viel weiß ich – und zugleich jemand anders. Das war schon immer so.«

Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt, und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren. Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?

Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist?

 Was passiert in „Letztendlich sind wir dem Universum egal“?

A hat kein Aussehen, kein Geschlecht, keine Eltern, Freunde und auch keine eigene Stimme. A wacht jeden Tag im Körper eines anderen Menschen auf und „übernimmt“ den Körper für einen Tag. A hat sehr wohl eine eigene Persönlichkeit, eigene Meinungen und Vorlieben. Aber inwiefern A diese ausleben kann, hängt immer ein bisschen von der Person ab, in der A gerade steckt. Für diese beliebigen Personen ist dieser Tag, in dem A gesteuert hat, schon noch da, aber die Erinnerungen sind nicht so klar, als hätte die Person es selbst erlebt. 

Eines Tages wacht A in dem Körper von Justin auf. Justin ist der Freund von Rhiannon, doch die Beziehung ist nicht das, was Rhiannon in As Augen verdient hat. Als A den Tag in Justins Körper verbringt, möchte A Rhiannon den schönsten Tag seit langer Zeit machen, weil A in ihr etwas sieht. Sie verbringen den Tag am Meer und Rhiannon fühlt sich glücklich und geliebt. Doch am nächsten Tag ist Justin wieder er selbst und kann sich nur bruchstückhaft an alles erinnern. A hingegen vergisst nicht. A weiß, wie glücklich Rhiannon war und möchte sie wieder so glücklich erleben. Aus diesem Grund taucht A – in der Gestalt unterschiedlichster Personen – immer wieder bei Rhiannon auf und erzählt ihr von der Wahrheit. Als erste Person erfährt Rhiannon, wie As Leben bislang verlaufen ist. 

Die Frage, die über dem ganzen Buch steht, lautet: Kann eine Liebe ohne eine körperliche Gestalt funktionieren? Was ist, wenn der Mensch, den man liebt, jeden Tag anders aussieht oder spricht? 

Der erste Satz:

„Ich werde wach.“

– Seite 7, 5994. Tag

Wie hat mir „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ gefallen? 

Ich habe zuerst die Graphic Novel und danach das Taschenbuch gelesen (und ich habe vor etwa 10 Jahren bereits das englische Buch gelesen). Die Geschichte regt definitiv zum Nachdenken an. 

Durch den täglichen Körpertausch von A lernen wir prinzipiell beim Lesen viele unterschiedliche Personen und Leben kennen. Grundsätzlich dreht es sich aber immer um A und Rhiannon. A hat sich den Namen übrigens selbst gegeben, um etwas nur für sich selbst zu haben. A wirkt auf mich als Leserin wie ein wirklich empathischer und netter Mensch, da A bereits viele Schicksal erlebt und gesehen hat. Rhiannon hingegen entwickelt sich in meinen Augen zu einer etwas oberflächlicheren Figur, der es zum Ende hin schon wichtig ist, wie A aussieht und in welchen Körpern A steckt. 

Was meiner Ansicht nach besser im Taschenbuch als in der Graphic Novel umgesetzt wurde, ist die Vielfältigkeit der Personen, die A für einen Tag besucht. Sie haben alle ein paar wenige Gemeinsamkeiten, aber sind doch grundverschieden. Sie gleichen sich lediglich im Alter und im ungefähren Wohnort. Ansonsten ist von Sportstar an der Schule, illegaler Putzkraft bis hin zu psychisch erkrankter Person alles dabei. Ich verstehe, was der Autor machen wollte. Er wollte aufklären, aber dafür waren es mir persönlich zu viele Themen auf einmal. Prinzipiell finde ich den Gedanken sehr gut, aber es kommt mir hier ein wenig zu kurz. 

Der Verlauf der Geschichte ist geprägt von Hoffnung und Verlust. Jeden Tag müssen sich A und Rhiannon voneinander verabschieden und wissen dabei nicht, ob sie sich am nächsten Tag überhaupt wiedersehen können. Das Ende war – ohne zu Spoilern – versöhnlich und ich bin mit einem guten Gefühl aus der Geschichte herausgegangen. 

Der Schreibstil ist locker und hat mich persönlich angesprochen, da ich easy mehrere Kapitel am Stück lesen konnte, ohne mir über Formulierungen Gedanken zu machen. Die Kapitelunterteilungen sind übrigens die Tage, die A verbringt, weswegen sie auch mit 5994. oder 6013. Tag überschrieben sind. Durch diesen Aspekt sind die Kapitel sehr unterschiedlich lang. An Tagen, an denen der Körper krank ist, kann A das Haus nicht verlassen und das Kapitel ist dementsprechend vielleicht eine halbe Seite lang. An anderen Tagen, wo sich Rhiannon und A  beispielsweise treffen, sind es auch mal mehrere Seiten. 

Ich möchte auch noch ein Wort über die Graphic Novel verlieren: Ich finde sie unglaublich gut illustriert. Die Mühe und Arbeit kann ich in den Bildern sehen und sie erwecken diese (doch eher abstrakte) Geschichte zum Leben. Also falls ihr die Möglichkeit habt, schaut unbedingt mal in die Graphic Novel hinein. Sie hat im Übrigen auch nicht zu wenig oder zu viel Text und hat auch Lust auf das Taschenbuch mit der ausführlichen Geschichte gemacht.

Schlussendlich glaube ist, dass „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ein schönes Jugendbuch ist, was anregen kann, über Werte im Leben nachzudenken. Auch wenn darüber nicht so viel gesprochen wurde, musste ich auch darüber nachdenken, was ein einziger Tag schon bedeuten kann. Als Leser:in muss man bereit sein, sich auf das gedankliche Experiment einzulassen. 

Und hier könnt ihr euch die Bücher direkt selbst ansehen: Graphic Novel und Taschenbuch 😊

Liebe Grüße
Eure Aylin 


Informationen zu dem Buch „Letztendlich sind wir dem Universum egal“

Autor: David Levithan
Übersetzung: Martina Tichy
Illustration: Dion MBD
Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Verlag: FISCHER Kinder- und Jugendbuch
ISBN 978-3-7373-4376-3 für die Graphic Novel und 978-3-7335-0740-4 für das Taschenbuch
Preis: 19,90€  für die Graphic Novel und 11,90€ für das Taschenbuch
Seiten: 208 in der Graphic Novel
Erschienen am:  28. Februar 2024 

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